Dienstag, 25. September 2012

Alltag in Camiri


Hallo ihr Lieben,

diesmal erreichen euch die Grüße endlich aus Camiri. Die Fahrt von Sucre nach Santa Cruz war wieder schrecklich, aber besser als die Letzte, denn wir hatten bettenähnliche Sitze (auch wenn meiner Schlagseite nach rechts hatte und nicht mehr in der Verankerung hing ;-) ).
In Santa Cruz wurden wir zu einem megaguten Frühstück mit Kuchen, Toast, Honig und Omelett eingeladen.  Dann haben wir im Konsulat den Antrag auf unser Visum für ein Jahr gestellt und danach ging es direkt weiter nach Camiri.

5 Stunden später waren wir da! Endlich! Ich war so aufgeregt…Das Hostel sieht sehr unscheinbar aus von außen, aber von innen ist es wirklich gemütlich und hübsch eingerichtet. Im Haupthaus untergebracht sind 2 Bäder, eine großzügige Küche, ein Gemeinschaftsraum, der gleichzeitig auch Esszimmer ist, sowie 2 Zimmer die von dem Neffen und ich glaube der Oma des Verantwortlichen des Hostels bewohnt werden. Durch einen schönen Garten (mit Hühnern und Tausenden von Ameisen) kommt man zum Anbau, in dem sich unsere Zimmer befinden.
Ich wohne zusammen mit Mareike im kleineren der beiden Zimmer. Lukas wohnt am Wochenende bei uns, da er unter der Woche in einer Außenstelle 2 Stunden weg von hier arbeitet. Die anderen 4 Mädels teilen sich das große Zimmer mit eigenem Bad.
Zur Dusche muss ich noch mal erzählen: Wir haben doch tatsächlich warmes Wasser, wenn man einen Schalter umlegt…nur leider bekommt man wirklich einen Stromschlag wenn man dann das Wasser aufdrehen möchte. Mit einem trockenen Handtuch geht es dann doch, was aber zur Konsequenz hat, dass das Licht flackert, da der Strom durch die selbe Leitung läuft :-)

Nun zu meiner Arbeit: Montag bis Freitag arbeite ich nun offiziell in der Schule Juan Carlos RiveroHerbas in ItanambikueJ Ja, es hat ein wenig gedauert, bis ich das korrekt aussprechen und mir merken konnte. Das Dorf der Guaraní liegt etwas außerhalb von Camiri an einem Hang und besteht aus verteilten kleinen Lehmhütten mit Feuerstellen davor. Dazwischen laufen Ziegen, Hühner, Schweine und Hunde herum.  Jeden Morgen stehe ich also um 6 auf, um 7 nehme ich die Micro (ein Minibus) nach Chorety. Um 20 nach 7 ungefähr dort und laufe von dort noch einmal 20 Minuten durch ein ausgetrocknetes Tal am Fluss entlang nach Itanambikue.  Ein schöner Morgenspaziergang also :-D

Um 8 beginnt dort die Schule für 400 Schüler von 6-18 Jahren. Ich soll vor allem im Matheunterricht helfen und die Kinder dazu bringen Mathe zu mögen.  Mal sehen wie ich das anstellen werde, da Mathe ja auch nicht gerade mein Lieblingsfach war! Ein Lehrer hat mich außerdem gebeten ihm in einem Förderkurs für Kinder, die Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben von Spanisch haben, zu helfen. Englisch werde ich deshalb nur nebenher unterrichten.  Bis jetzt war ich aber noch kein Mal im Unterricht, da letzte Woche der Geburtstag der Schule gefeiert wurde, freitags „Dia de los Estudiantes“ (Tag der Schüler) war und der Geburtstag der Stadt anstand. Im Klartext heißt das, es wurde gegessen (Limonade, Torte, Saltenas, Hühnchen, Oliven…), gefeiert  und die Kinder durften Fußball spielen oder mussten gar nicht erst kommen. Eine sehr angenehme erste Woche also! :-)

Was die Temperatur angeht, ist heiß nicht untertrieben! Im Moment ist hier noch Trockenzeit und es gab letzte Woche schon Temperaturen bis zu 41 Grad! Gewöhnungsbedürftig, weil hier am 21. September groß Frühlingsanfang gefeiert wurde. Es wird also noch heißer. Sehr aktuell, wie ich heute in der Zeitung gelesen habe, ist auch das Problem der unkontrollierbaren Waldbrände, die durch die trockene Hitze entstehen.  Mit einem Bad im Fluss, der ca. 10 Minuten  von unserem Haus verläuft kann man sich aber sehr gut erfrischen. Das Wasser ist seicht und klar mit kleinen Fischchen und hat eine gute Temperatur. Am besten gefällt mir aber noch der kleine natürliche Sandstrand vor dem Fluss. Einfach traumhaft so vor der Kulisse der Anden zu baden! 

Ich denke, dass ist erst einmal genug Lesestoff für die Neugierigen unter euch ;-) Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr diese natürlich gerne auch hier Stellen! Bei Gelegenheit schreibe ich wieder, was aber ein wenig dauern kann, da ich dafür jedes Mal ins Internetcafé laufen muss.

Ich hoffe es geht euch allen soweit gut und grüße alle noch einmal ganz ganz lieb aus Camiri,
Laura

Dienstag, 4. September 2012

Erstes Reisefieber

Das Leben ist hier im Hostel bis jetzt sehr entspannt. 2 Stunden am Tag gibt Louis Spanischunterricht und dieser zieht dann 1-4 Stunden Hausaufgaben pro Tag nach sich! :-) Nachmittags liege ich also meistens in der Sonne, schlendere über den "mercado" oder sitze mit anderen im Garten.

Letztes Wochenende von Freitag bis Samstag haben wir dieses Programm etwas variiert, indem wir spontan zum Fest des "San Bartolomé" nach Potosí (4100 Meter ü.M.) gefahren sind. Die Fahrt mit einem kleinen Siebensitzer quer durch die Anden dauerte ca. 2 1/2 Stunden und war landschaftlich wunderschön und kostete umgerechnet nur 5 Euro. Dafür muss man aber gute Nerven haben, da man sich aus Prinzip nicht anschnallen kann und die Fahrer absolut kein Problem damit haben auch auf der Gegenfahrbahn um die Kurven zu düsen. Wenn einem dann doch mal ein Auto entgegen kommt bleibt man so lange auf der Spur, bis es fast schon zu spät ist und reißt das Lenkrad im letzten Moment herum. Es wird in Kurven überholt ,unter lautem Hupen, und 30er Geschwindigkeitszonen werden mit 120 durchfahren. Unsere Fahrer trug Handschuhe beim Fahren, um nicht zu rutschen. Das sagt ja wohl schon alles, oder?

Angekommen in Potosí machten wir uns auf die Suche nach unserem Hostel in der Innenstadt. Wir luden unsere Tagesrucksäcke ab und weiter ging es. Das Fest ist dort so eine Art Stadtfest und dauert das komplette Wochenende von morgens um 9 bis abends um ca. 11. Es ist ein wenig vergleichbar mit einem Karnevalsumzug bei uns. 20 Kilometer durch die Straßen ziehen in einem großen Zug Tanzgruppen mit verschiedenen Tänzen und eigenen Kapellen. Die Kostüme waren zum Teil wirklich spektakulär und man wird als Zuschauer sehr oft mitgezogen und tanzt einfach mit (was bei uns bestimmt sehr grazil aussah mit unseren Wanderschuhen und Fließjacken ;-) ). Alle haben super Laune und zum Abschied bekommt man von jedem immer ein Küsschen auf die Wange. Gleichzeitig ist es aber auch super anstrengend wegen der Höhe gewesen! Die Zuschauer an den Seiten haben immer sehr belustigt geschaut wenn wir mit unseren Partnern herumgehampelt sind, besonders als mir die indigene Flagge "wiphala" in die Hand gedrückt wurde und ich sie beim tanzen auch noch schwenken musste. Oder als ein Mann einer Kapelle mir einen Paukenschlägel gab und ich mehr oder weniger im Takt spielte :-)
Wir hatten sehr viel Spaß und sind ziemlich müde Samstag Abend um 6 Uhr wieder zurück nach Sucre gefahren.
Mehr Bilder findet ihr unter "Bilder"!
Die Potosí-Gruppe
Soo viele Leute waren da!