Dienstag, 29. Januar 2013

Von verspaeteten Weihnachtsgefühlen und Salz & Silber


Hallo ihr Lieben J
eine kurze Zusammenfassung der letzten paar Monate hier in Bolivien.
Sie beginnt bei Weihnachten… Wie fühlt man sich wenn man total durchgeschwitzt bei 40 Grad am 24.12 aufwacht? Definitiv nicht weihnachtlich! Überhaupt der ganze Tag war ziemlich normal und ein paar Mal habe ich sogar vergessen was für ein Tag ist. Es gab weder einen Plan zum Essen, noch für den Abend, wir wussten nur, dass einer der Verantwortlichen für Hostelling International  hier mit uns  und seiner ganzen Familie feiern wollte. Wir warteten also auf seine Ankunft um 14:00 um weiteres zu besprechen. Es  wurde 2 und 3 und immernoch waren wir alleine und nicht besonders weihnachtlich gestimmt. Um 6 schließlich schmissen wir uns in Schale und wollten in die bolivianische Weihnachtsmesse gehen. Man gab uns die Auskunft, diese finge erst um 7 an, also ging es noch einmal gemütlich zum Mercado einen Jugo de frutilla (Erdbeermilchshake) trinken. Leider war auch diese Uhrzeit falsch und da wir nun nicht bis 10 warten wollten gingen wir nach Hause, das voll von Leuten und Gepäck stand. Die Familie war doch gekommen und wir waren alle sehr froh, denn sonst hätte es wahrscheinlich Kürbissuppe von Plastiktellern gegeben J
Aber jetzt gab es viel zu tun. Typisch bolivianisches Weihnachtsessen  „Picana“ wurde gekocht, schönes Geschirr und Gläser gekauft, Weihnachtsmusik angemacht und alles arrangiert. Ganz langsam wurde es allen weihnachtlich zumute, besonders als wir um 10 doch in die bolivianische Messe gingen, um 12 sich alle umarmten,  es ein großes Feuerwerk gab und anschließend getafelt wurde. Der Nachtisch, unser selbstgemachter Apple Crumble kam auch gut an J

Schon am 26.12 ging das Packfieber wieder los und wir fuhren mit der Flota nach Sucre und von dort aus mit 17 Personen  weiter nach Potosi, dem Beginn der Salz & Silber Tour. Die Stadt hatten wir ja schon im August ein wenig besichtigt, aber das wichtigste dort, die Mienen des Cerro Rico fehlten aber noch.  Seit ca. 470 Jahren werden dort Mineralien, früher vor allem Silber abgebaut, welches anschließend nach Spanien verschifft wurde.
Heute gibt es weniger Silber, aber immer noch 95 andere Mineralien wie Zink oder Blei, die von geschätzt 15.000 Arbeitern täglich abgebaut werden. Der Lohn ist gut für bolivianische Verhältnisse. 200 Bolivianos kann ein Arbeiter mit seiner Arbeit in den Mienen verdienen. Dies entspricht umgerechnet 22 Euro. Bis zu 12 Stunden wird in der Dunkelheit, noch zu 80% per Hand, gearbeitet und sich mit Coca und 96%igem Alkohol wach gehalten.
Der Berg ist wahrscheinlich der größte Arbeitgeber und wie ein schlechter Chef genauso verhasst. Zu lange schon brachte er Leid über viele Familien, die ausgebeutet wurden und doch bleiben sie abhängig von diesem Berg.
Mit unserer Reisegruppe bekamen wir die normale Arbeitskleidung eines Arbeiters inklusive Helm, Headlamp und Gummistiefeln. In einem kleinen Krämerladen kann man für die Arbeiter Soda, Alkohol oder Dynamit kaufen. Inzwischen wird das von einem als Tourist sogar irgendwie erwartet. Danach ging es in den Berg. Der Eingang zum Stollen wird jedes Jahr mir Lamablut bestrichen, damit Pachamama (Mutter Erde) satt ist und die Arbeiter beschützt.


Der Eingang mit Lamablut


Es geht runter und weiter runter, man stößt sich den Kopf und ist froh über den Helm, es gibt keine Absicherungen und tausende Abzweigungen, die niemand alle kennt. Man schätzt das Tunnelsystem, welches den Cerro Rico durchzieht auf 1500 Meter Länge und eine ebenso große Tiefe!
Man fühlt in diesem Berg Geschichte, es ist wie eine kleine Zeitreise, was genauso aufregend ist, wie es einem ein unangenehmes Gefühl im Bauch beschert. Nur das Licht der Headlamp beleuchtet den Weg und von Zeit zu Zeit bebt der Berg, weil im Gang nebenan gesprengt wird.

Mit diesen Karren wird noch gearbeitet













In einer Nische trafen wir auf Arbeiter, die gerade eine Opferzeremonie durchführten. Im Berg existiert keine Religion mehr, hier gibt es nur den Teufel, den Tio (Onkel), den alle versuchen mit
Zigarillos, Alkohol und Coca gnädig zu stimmen. Sonst ist man im Berg alleine und es ist grabesstill.
Am Ende war ich froh wieder ans Tageslicht zu dürfen, aber der Besuch der Miene hat mich sehr beeindruckt! Man geht davon aus, dass das Silber im Berg noch für 20-30 Jahre Abbau reichen wird.

Im nächsten Abschnitt der Reise fuhren wir durch einen Nationalpark bevor wir letztendlich den Salar de Uyuni, mit 12.000 Quadratkilometern dem größten Salzsee der Welt erreichten.
Um den Bericht nicht überflüssig zu verlängern füge ich an dieser Stelle einfach Bilder vom restlichen Verlauf der Tour ein, die wie ich meine für sich sprechen J

Unsere Reisegefaehrte


Geysire morgens um 6
Am liebsten haette ichs mitgenommen!


Die rote Lagune



Der Steinbaum



Eine Salzfabrik
....und das verpackte Salz




 Und das war nur der erste Streich, aber keine Angst, ich belasse es erst einmal hierbei! :-) Der zweite Teil der Reise folgt spaeter. Jetzt bin ich gluecklich und zufrieden wieder zu Hause in Camiri und warte darauf, dass am 04.02 die Schule und die Arbeit wieder beginnt!

Liebste Gruesse!